Vegan vom Grill

Bereits ihr Buch "Vegan aus dem Ofen" hat mich sehr begeistert. Und Katy Beskow legt hier mit dem selben Fotografen Luke Albert wieder ein  großartiges Werk der veganen Küche vor. Diesmal, passend zum Wetter und zur Saison, geht es um das Thema Grillen. Und da wir gerade unsere "Outdoorküche" (aka Campinggaz-Grill mit Kochfeld) eröffnet haben, starte ich gleich los um zu sehen, wie gut mir das Buch und die Rezepte diesmal gefallen. Wie immer bin ich dabei "klar im Vorteil", da ich als "Flexitarierin" die Möglichkeiten habe, vegane Ersatzprodukte gegen andere zu tauschen oder Gerichte ganz einfach als Beilage zu Fisch oder Fleisch zu verwenden. Dies daher schon einmal an alle, die meinen, ein "veganes Kochbuch" wäre nichts für sie - mir sind es zumeist die liebsten, denn nach meiner Ernährungspyramide steht Gemüse sowieso ganz oben und wird in Mengen verwendet.

Nun aber der Reihe nach. Wie "immer" finde ich manche Bücher aus dem ars vivendi Verlag einfach zu kleinformatig. Im Bücherregal stehen sie sehr schmal und ich mag ein klassisches, etwas größeres Format anderer Verlage einfach lieber. Dies ist aber in Bezug auf die Optik auch der einzige Nachteil. Denn im Inneren warten "wie immer" die Schätze von Luke Albert, einem Top-Fotografen für Food, der schon in Vegan aus dem Ofen tolle Bilder erstellt hat. Schaut mal unbedingt auf seiner Instagram Seite vorbei und genießt den Feed und die Optik. Und dadurch, dass viele Fotos draußen entstanden sind, bekommt man so richtig Lust auf Sommer und Outdoor-Living.

Die Kapitel im Buch sagen eigentlich nicht viel dazu aus, welche Fülle an Ideen und Rezepten folgen. Ganz schlank sind sie in die Kategorien "Vom Grill", "BBQ-Beilagen", "Salate & Extras" und ein Nachtischkapitel unterteilt. Vorab gibt es Einleitungsthemen, die ideal für Neueinsteigerinnen sind und gerne von trainierten Grillerinnen überblättert werden können (BBQ, Brennstoff, Temperaturen, etc.). Ich liebe ja solche "Wissenskapitel", man lernt immer etwas dazu.

Nicht überblättern sollte man im Vorspan das Kapitel "Wie man dieses Buch verwendet" und ab Seite 20 die Menüvorschläge. Wir grillen hier oft mit mehreren Personen, auch spontan und diese Seiten sind eine wahre Fundgrube gut aufeinander abgestimmter Rezepte. Ein Beispiel: Aubergine mit Tamarinde, Olivenfladenbrote, Bulgur-Orangen-Salat mit Pistazien, Granatapfelkernen und Minze, Dukkah und zum Abschluss klebrige Feigen mit kandierten Walnüssen und Granatapfelkernen. Für mich eine perfekte orientalisch animierte Mischung, bei uns gab es noch Köfte dazu und alle waren sehr glücklich. Ähnliches bekommt man im Vorspann unter "wie benutze ich dieses Buch". Hier hat man eine Basis zu wählen, usw. usf. und ich bin sehr erleichtert von dieser Bedienungsanleitung, da sehr schnell fast an jedem Rezept Ideenzettelchen und Markierungen landen. Ein Buch, das Freude macht!

Widmen wir uns also nun den Details, den Rezepten, Zutaten, Anleitungen und der Praktikabilität des Nachkochens- und Grillens. Wie schon auf ein paar Bildern zu sehen: es gibt einfache und opulentere Rezepte. Ich habe mit meiner Gemüseküche aber immer alles im Haus gehabt. Jetzt kann man anmerken, ähnlich übrigens wie im Buch "Vegan aus dem Ofen", dass die Zutaten nicht saisonal kombiniert sind und ich manche aktuell auch nicht regional bekomme (Fenchel aus Deutschland gibt es gerade noch nicht, Weintrauben auch nicht, siehe beim oben abgebildeten Fenchelsalat). Das finde ich einerseits schade, erlebe es aber bei veganen Rezepten durchaus öfter. Aber ansonsten: was für eine Kreativität, was für eine Umami-Fülle, welch gute Komposition aus Süß und Sauer. Die in Menü 1 und auch als erstes Rezept genannte Aubergine mit Tamarinde wird ergänzt durch Ahornsirup, Zimt und Chili, getoppt von Granatapfelkernen für das chrunchig-fruchtige und Petersilie. Alleine fürs Auge (Auberginen vom Grill, yes) und für den Geschmack. Ihr wisst, was ich meine?

Und so geht es weiter und ich stelle begeistert fest, dass ich wohl kein weiteres Kochbuch mehr zum Grillen benötige. Und meine Saisonalität schaffe ich mir eben selbst, da das Buch über ein ausreichend sortiertes Register verfügt. In dem schlage ich halt schnell nach, was die Gemüsekiste gerade liefert. Und die Menüvorschläge sind dann auch wieder an jedem "beteiligten Gericht" genannt. Rückwärtssuche sozusagen. Habe ich mal eine Zutat nicht im Haus, kombiniere ich. Anstatt Granatapfelkerne nehme ich ein paar Himbeeren, usw. usf.

Auch sonst: Gewürze bleiben übersichtlich und nicht zu speziell, auch "vegane Ersatzstoffe" (ich hasse sie, ihr wisst es), kann ich dann eben mit dem Original ersetzen oder lasse sie weg. Und ich bekomme meist auch einen "Heißen Tipp", der mich auf gute Ideen bringt (z.B. "Falls ihr die Moussaka nicht gleich am selben Tag zubereiten wollt, könnt ihr die Auberginenscheiben bis zu 2 Tage im Kühlschrank aufbewahren, wenn ihr sie mit etwas zusätzlichem Olivenöl beträufelt.").

Weitere Rezeptideen: Champions mit Pizzafüllung - klingt erstmal standard, dann aber lese ich die Kombi mit Coutons und Ruccola, sehr lecker. Oder auch toll: Beanburger (Patties) mit Bretzeln und Chili-Marmelade. Schon am Anfang Mais mit Koriander und Limette oder die oben abgebildete Paella. Alles in allem ausgewogen, sehr ansprechend und aus meiner Sicht auch, wenn die Rezepte mal etwas länger sind, für geübte Köchinnen oder Anfängerinnen gut nachzugrillen/kochen. Ich bin mit diesem Buch sehr zufrieden und vergebe volle 5 Sterne.