Natürlich Schwäbisch

"Mehr als Spätzle und Soße - Andreas Widmann kocht nicht nur die heißgeliebten Klassiker der schwäbischen Küche! Seine innovativen Neu-Interpretationen begeistern auf Sterneniveau ohne ihren Ursprung zu verleugnen. Die Gerichte im traditionsreichen Familienbetrieb »Löwen«, wie auch im Gourmetrestaurant »ursprung«, spiegeln seinen engen Bezug zur Heimat. Alle Rezepte sind einfach zuzubreiten und Andreas verrät, wie man sie mit regionalen Zutaten in echte Delikatessen verwandelt. Nebenbei erzählt er von seinen lokalen Produzenten, seinem Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit und dem Familienunternehmen, das er in 9. (!) Generation führt. Eine geniale Symbiose aus herzlicher Gastlichkeit und schwäbisch-fundiertem Handwerk. Die außergewöhnliche Fotografie von Vivi D'Angelo fängt die Stimmung auf der Alb perfekt ein und macht aus den Rezepten optisch einen Hochgenuss."

Nun hat dieses Buch ja bereits Gold im Deutschen Kochbuchpreis gewonnen. Und nach dem ersten Blättern fällt es mir schwer, zu einem anderen Schluss zu kommen. Aber schauen wir doch einmal völlig unvoreingenommen etwas genauer hin. 

Was mir als erstes ins Auge sticht - der Name der Fotografin. Den kenne ich doch! Und während ich mit Google herumsurfe, schließt sich der Kreis, zumindest geografisch. Denn eines muss man sagen - so wirklich Kontakt und Ahnung von der "schwäbischen Küche" habe ich Null als Nordkind. Und könnte auch wahrscheinlich Null erkennen, was "natürlich" schwäbisch ist, wobei man sich wortwitzmäßig eh fragt, welches der zwei Bedeutungen im Teekesselchen hier gemeint ist. Aber zurück zur Autorin. Ich glaube, ich folge genau einer Köchin im Süden, nämlich Viktoria Fuchs aus dem Spielweg Romantikhotel nebst Restaurant. Die wiederum postet neben ihren Infos zu den Jeune Restaurateurs, zu denen auch Andreas Widmann gehört, oft den Namen von Vivi, die auch im Spielweg viel zu fotografieren scheint. Und siehe da, das Gasthaus "Zum Löwen" in Zang / Königsbronn ist ganz dort in der Nähe von Schwäbisch Gmünd, wo sich der Gatte und ich seit neuestem öfter mal herumtreiben. Fragt nicht, warum, aber da könnte man also glatt mal "einkehren" (wie dort wohl das Speisen heisst, das würden wir hier im Norden ja nie sagen). Der Andreas kennt also die Vivi und damit wohl die Viki auch, ein Süddeutscher Klüngel wird es sein. Und das Buch?

Gut! Sehr gut! Es bringt so einiges mit an Rezepten aber eben auch einen persönlichen Ausflug in die Restaurants der Widmanns und einen Einblick in die Familie. 9. Generation, dass will ja auch etwas heißen. Und natürlich ist genau dies spannend, ein wenig in die "Familiengeheimnisse" hinein zu linsen und dabei sein zu dürfen. Mittendrin! Und dann auch noch mit wunderschönen Fotos, Porträts und Landschaftsaufnahmen. Da bekommt man richtig Lust auf den Süden. Und so wechseln sich dann auch die Kapitel ab. Es geht um Menschen, dann wieder um Rezepte, die Restaurants, die Produzenten, gute Zutaten. Das erste Gericht im Buch: "Rindertartar Alb.style mit schwäbischem Kaviar, Wachtelei und Kräutersalat". Wow! Natürlich ist der "Kaviar" eine tolle Zusammenstellung mit Linsen, die Kombination ist ganz klassisch aber eben genau das, was die Küche dort ausmacht. Ich bin hin und weg. Kein Gedöns in der Zutatenliste, klare Sache, lecker und ausgewogen. Und genau so geht es Seite um Seite weiter. Ich lerne über eine Töpferin genauso viel wie über das klassische Sparerib-Rezept im Löwen, erfahre etwas über "die Alb" und sehe Fotos von "Sternetellern", die alle so bodenständig sind, dass ich sofort drauflos essen und kochen möchte.

Dieses Buch benötigt keine Rezension - kauft es, genießt es. Und bei Bedarf kocht etwas daraus nach oder fahrt lieber gleich los und esst bei Andreas vor Ort.