Zu Jugendzeiten war das mit dem Keksebacken zur Weihnachtszeit sehr einfach. Wir haben es quasi ausgelassen und Irmgard hat es für uns erledigt. Zuhause gab es ein paar wirklich gute Klassiker, die ich hier irgendwann auch noch mal verbloggen werden: Zitronentaler, Kokosmakronen und ein paar andere, meist schon zum 1. Advent hergestellt. Und dann, wenn alle anderen in den letzten Weihnachtsstress gefallen sind, hatten wir das Auto und die Jetbags auf dem Autodach schon längst gepackt und mit dem letzten Schulgong ging es ab nach Süden in den Winterurlaub. Alle Geschenke an Bord, meist heimlich in die Boxen geschmuggelt, haben wir die eine oder andere Gewichtsauflage sicher überschritten. Und damit nicht auch noch Kekse unnötig Platz und Kilo rauben, mussten bis zur Abreise alle aufgegessen sein. In Österreich ging es dann zu Irmgard und Edi, sie eine waschechte Tirolerin, er waschechter Bayer und nach vielen Erlebnisjahren vom Schiffskoch bis zum Sternekoch in seiner eigenen Pension gestrandet. Dort wurden wir dann kullinarisch verwöhnt. Und haben versucht, durch viel zwischenzeitliches Skifahren die Energiebilanz irgendwie zu retten.
Was mir dazu in Erinnerung ist? Zuerst also die Skigymnastik zuhause. Wenn man eine Mutter hat, die Sportlehrerin ist, wird darauf sehr geachtet. Mit der Kassette nach Rosi Mittermeier haben wir die Hüfte mit dem Slalomgehüpfe auf dem Wohnzimmerparket locker gemacht und uns gedehnt und gestrecht, was das Zeug hält. Die Vorbereitungen waren immer sinnvoll, wir waren topfit auf dem Hang und nie ist etwas passiert. Dann, vor Ort, das Frühstück und das Rührei, welches eine eigene Geschichte wert ist. Denn eins ist klar: das beste Rührei hat der Edi gemacht. Jetzt mache ich es. Mit genau einer Geheimzutat, die verrate ich später. Das Frühstück hat ansonsten die Irmgard bereitet, man saß ganz einfach im Pensionsessraum und serviert wurde am Tisch. Den Kaffee konnte man nicht trinken (sorry Irmgard, wenn Du dies liest), wir wurden regelmäßig zu Teetrinkern im Urlaub. Abends wurde dann pünktlich um 18:00h die Suppe als Auftakt zu einem Dreigängemenü serviert. Was konnte der Edi kochen! Wenn ich es recht bedenke, ist dies auch ein wichtiger Baustein meiner kulinarischen Ausbildung gewesen, wenn auch als Esser und nicht in der Küche. Denn dort wurden wir nur sehr sehr selten geduldet und Küchengeheimnisse wurden quasi nie verraten. Bis auf die Sache mit dem Rührei eben.
Und dann gab es den Keksteller von Irmgard. Ich weiß gar nicht, wieviele Sorten sie immer gebacken hat. Alleine diese Auswahl, unfassbar. Und wirklich alle waren, wie auch ihre selbst gemachten Marmeladen, göttlich. Hier ein kleiner Abstecher: im Wald hinter der Pension gab es in den Sommermonaten Walderdbeeren zu ernten. Diese wurden dann zur Marmelade und zum Frühstück serviert. Wie die Marillenmarmelade und das Pflaumenmus. Hui.
Aber zurück zum Keksteller. Auf ihm befand sich auch das allerbeste, echteste, mürbeste und unfassbar leckerste Vanillekipferl seiner Zeit. Und Irmgard war nicht so geizig mit ihren Rezepten wie der Edi. Hier ist es.
Rezept für ca. 2 Bleche Kipferl
280 g Mehl
1⁄4 TL Meersalz
90 g Puderzucker
1 TL Vanillepulver
100 g geriebene Mandeln ohne Haut
220 g kalte Butter
5 EL Puderzucker mit 2 TL Vanillepulver zum Bestreuen
Ofen Ober- und Unterhitze 180°C
Backzeit ca. 8-10 Minuten
1. Stelle den Teig her, indem Du alle Zutaten außer der Butter in einer Schüssel vermengst und dann die Butter auf einer groben reibe darauf reibst. Es geht auch, kleine Stücke zuschneiden, wie bei der Herstellung eines Mürbeteiges. Verknete dann alles gut und zügig und forme eine Kugel aus dem Teig, die Du etwas platt gedrückt in Frischhaltefolie in den Kühlschrank gibst. Der Teig wird dadurch besonders mürbe, mindestens 2h Kühlung sollte der genießen, gerne aber auch über Nacht, was auch die Vorbereitung vereinfacht.
2. Heize den Ofen vor. Bei den meisten modernen Öfen heizen diese am Anfang mit viel höherer Temperatur ein, als am Regler eingestellt. Daher ist es gerade bei sensiblen Keksen mit kurzer Backzeit unheimlich wichtig, die Einheizphase wirklich zu beenden und nicht schon während dessen mit dem Backen zu beginnen. Dann sind Verbrennungen vorprogrammiert.
3. Nehme den Teig aus der Folie und schneide ihn in 2-3 cm dicke Scheiben, aus denen Du dann Rollen mit ca. 2 cm Durchmesser formst. Schneide ein Stück ab und wiege es, Du solltest Teigzylinder je 10g weiterverarbeiten.
4. Rolle aus dem Zylinder ein Kipferl mit stumpfen Ecken, spitze Ecken würden beim Backen zu dunkel, weil zu dünn. Lege die Kipferl mit etwas Abstand auf ein Blech mit Backpapier, sie werden nicht mehr sehr viel größer durch das Backen.
5. Ab in den Ofen, beim Backen beobachte, bis die Kipferl leicht goldbraun an den Ecken werden. Dann schnell raus. Vorsichtig mit dem Backpapier auf ein Gitter ziehen, sie brechen in diesem warmen Zustand sehr leicht.
6. Kipferl noch warm mit dem Vanillepuderzucker bestreuen. Auskühlen lassen, noch mal bestreuen und in Dosen bevorraten.
Lass es Dir schmecken. Sei glücklich!
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Susana (Dienstag, 13 November 2018 07:32)
.... was hat es denn nun mit den Rührei an sich?
Sanddorn & Seegras (Dienstag, 13 November 2018 18:53)
Liebe Susana, da dachte ich, ich kann das Geheimnis noch wahren, aber so sei es: ein Riesenstich Butter und das Geheimnis ist nicht die Butter sondern die Menge, dann wird es superschlotzig und megalecker! Liebe Grüße, Kathrin
Susana (Donnerstag, 15 November 2018 07:39)
Besten Dank für den Tipp! Ich habe zwar schon ein super Rezept für Vanillekipferl, das diesem sehr sehr ähnlich ist. Ich werde aber dieses Jahr einmal auch Deins probieren.
Susana (Donnerstag, 15 November 2018 09:36)
PS…Liebe Grüße auch an dich!