Der neue Stern am Backbuchhimmel? Nun, ich bin ja auf jeden Fall sehr leicht durch wunderschöne Fotos zu beeindrucken. Wenn dann noch italienischer Schnick-Schnack hinzukommt, ist es um mich geschehen. Da ist dann die Sache mit den Rezepten und deren Nachbackbarkeit schon fast egal. Wenn Du also durch diese Rezension eine Meinung zur Anschaffung bildest, bedenke dies. Ansonsten wirst Du so oder so mit diesem Buch ein Meisterwerk in den Händen halten. Sagt auch im Vorwort Tim Mälzer und der muss es ja wissen.
Das Buch von Melissa Forti Dolci, Tartes und zauberhafte Kuchen backen* kannst Du übrigens auch günstiger in Englisch erwerben oder wer mag, gleich in Italienisch. Frau Forti kommt dabei sehr fotogen daher, was auch einen Teil des guten Marketing ausmacht. Wenig mainstream, ein bisschen rebel-mäßig mit ihren Tatoos, ein wenig Vintage mit ihrem kurzen Pony und der Mode, in die sie (zumindest) für die Shootings gesteckt wurde.
In ihrer Konditorei in Sarzana werkelt Melissa nun schon länger, meist autodidaktisch und die 100 besten Rezepte vereinen sich nun in ihrem ersten Backbuch. Dieses kommt, wie gesagt, wunderhübsch daher. Der Einband ist leicht erhoben, darin italienische Muster und viel Handlettering, samtige Farben, eher der Mood-Stil in den Fotos. Alle Rezepte haben eine italienische Überschrift mit deutschem Untertitel, hübsch verziert mit kaligrafischen Mustern. Sehr zu meinem Gefallen gibt es auf jeder Doppelseite rechts das Foto und links den Rezeptetext dazu, ich hasse Rezepte ohne Bilder.
So liest und blättert man sich schon mal gerne durch das Werk. Dieses ist in übersichtliche 3 Teile geteilt: eine Sammlung von Rezepten aus Italien, der ganzen Welt und von Melissa. Wie man Kuchen einteilt, ist ja schon fast egal, so geht es auch. Das Register von A-Z erfüllt sowieso den praktischen Zweck, wenn man schnell etwas finden will. Zum Beispiel die hier adaptierte Feigentarte mit frischen Feigen.
Kommen wir also nun zur Rezeptanalyse. Hier habe ich vor allen einen Punkt, der mir extrem seltsam vorkommt. Und dies sind die Durchmesserangaben für die verwendeten Formen in fast allen Rezepten. Begonnen mit der hier gezeigten Feigentarte. Angabe im Buch: 23 cm. Der Teig füllt dann die ganze Form aus, bis zum Rand. Die Zitronentarte: 20 cm - verglichen mit dem Bild und den Rezeptemengen glaube ich dies nicht. Viele Kuchen: 23cm, für mein Gefühl immer die 26-Form nehmen. Für ungeübte Bäcker ist dies ungünstig, selbst ich hatte den Teig erstmal in der Form und musste dann umfüllen, gleichwohl es mir schon spanisch vorkam. Aber wie gesagt: hübsch ist alles, ganz toll (wirklich jetzt, ohne Sarkasmus). Und die Rezepteauswahl ist einfach italienisch Bombe und kommt mit Zutaten daher, die man entweder eh im Kühlschrank hat oder auch schnell um die Ecke besorgen kann.
Das Rezept habe ich in diesem Fall in meiner Variante stark abgewandelt. Dies lag daran, dass die frischen Feigen, die Frau Forti ähnlich wie bei meiner Erdbeertarte einfach auf der Mascarponecreme dekoriert und nicht mehr weiter backt roh irgendwie latschig geschmeckt haben. Also habe ich die Füllung etwas angepasst und dann, wie bei einem Käsekuchen, mit den Feigen obendrauf noch weitergebacken. Wer tolle, frische Feigen hat sollte unbedingt die im Buch gewählte erste Rezeptevariante nachbacken. Ich stelle nun beide vor.
Rezept für eine Tarteform Ø 28 cm La Forme Plus mit Hebeboden*
in 2 Varianten
Variante 1 nach Frau Forti (somit ungeprüft)
Variante 2 nach Professor Hu
für den Teig
(beide Varianten)
300 g Mehl
150 g kalte Butter
120 g Zucker
1 Ei, 2 Eigelb
(ja, echt ontop 2 Eigelb und der Mürbeteig war himmlisch)
fein abgeriebene Schale von einer unbehandelten Zitrone
(für den Notfall habe ich dies Zitronenschale Pulver* parat - auch gut!)
1 Prise Salz
für die Füllung & das Topping
Variante I
nach Forti ohne Weiterbacken
450 g Mascarpone
40 g Zucker
120 ml Creme Double
1/2 TL Vanillepulver*
1 Prise Salz
ca. 20 frische Feigen
nach Wunsch etwas Honig
für die Füllung & das Topping
Variante II
nach Professor Hu mit Weiterbacken
500 g Mascarpone
40 g Zucker
1/2 TL Vanillepulver*
1 EL Stärke
1 Prise Salz
1 Eigelb
ca. 20 frische Feigen
Ober- und Unterhitze 160°C
Variante I:
Backzeit Teig ca. 25 Minuten
Variante II:
Backzeit Teig ca. 10 Minuten plus
Backzeit Füllung + Topping ca. 30 Minuten
1. Heize den Backofen vor. Stelle den Mürbeteig her. Entweder in der Küchenmaschine, ich nehme mittlerweile immer meinen Cook Processor von KITCHENAID* (der bessere und schickere Thermomix) und gebe alle Zutaten gleichzeitig bei Verwendung des Vielzweck-Messer-Einsatzen in den Topf und erhöhe dann langsam die Umdrehungszahl, bist tatsächlich, per Zauberhand, ein fester Teigklumpen entsteht, der wunderbar mürbe und superleicht weiterzuverarbeiten ist.
2. Verteile den Teig in der Form, ich habe einfach den ganzen Klumpen in der Form mit den Händen glatt gedrückt und den Rand geformt, die Sache mit der Teigkühlung ist vollkommen überflüssig und die Sache mit dem Ausrollen und über die Tarteform zurückstülpen auch.
3. Backe den Teig je nach Deiner Variante. In beiden Fällen gibst Du auf den Teig ein Stück Backpapier und darein irgendeine Form von Hülsenfrüchten zum Blindbacken. Dies verhindert das Herrunterrutschen des Teiges am Rand und das Hochbacken zu einer Kuppel in der Mitte.
4. Variante I - lass den Teig vollständig auskühlen. Mische die Zutaten für die Füllung und gib sie auf den Teig. Danach befreist Du nach sorgfältigem Waschen die Feigen von ihrem Stilansatz, viertelst sie und ordnest sie von außen nach Innen in Blumenform auf der Mascarpone an. Dabei den Stilansatz nach unten in die Creme, das sieht dann auch hübscher auf den Fotos aus. Mit etwas Honig nach Wunsch beträufeln und genießen.
4. Variante II - verfahre wie in Variante I nur mit den anderen Zutaten, danach für weitere ca. 30 Minuten in den Ofen, danach vollständig auskühlen und am besten über Nacht kalt werden lassen, damit die Füllung fest wird.
Lass es Dir schmecken. Sei glücklich!
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