Gerade noch mal Glück gehabt. Gut, dass ich entdeckt habe, dass die Schattenmorelle auch ein Steinobst ist. Sonst hätte ich dumm dagestanden zum aktuellen Blogevent von Zorra & "der Frau mit den Marillen".
Denn bei 1x umrühren bitte aka kochtopf geht es im Augenblick um Steinobst und dessen vielfältige Verwendung. Christina von The Apricot Lady richtet den Event rund um Marillen, Pfirsiche, Nektarinen und Co. aus. Und ich habe erstmal etwas schräg geguckt, als ich den Einladungstext gelesen habe. Die wachsen derzeit in unseren Gärten? Hier im Norden? Jetzt schon? Bei mir wächst da gar nichts und der Obstbauer um die Ecke hat zwar Pfirsiche im Verkauf, die megalecker sind, aber wirklich mühselig (und vermutlich im Gewächshaus) herangezogen.
Und auch diese wunderbar platten wilden Pfirsiche gibts hier nicht vom Baum sondern von weit her herangefahren im türkischen Supermarkt. Und die Pflaume als ganz klassisches Steinobst, ja, die verbinde ich nun wirklich mit dem Frühherbst, irgendein leckeres Obst braucht man da ja auch noch frisch neben den neuen Äpfeln, die dann Ende August wieder in den Verkauf kommen. Also stellte sich die Frage: was nun?
Aber wie so oft in meinem Leben kamen die Dinge zu mir und ich musste mich gar nicht sehr anstrengen, eine Rezepte-Lösung zu finden: der Schattenmorellen-Schlussverkauf bei uns direkt um die Ecke wurde angekündigt. Und gefühlt somit eins von ca. 10 Jahren, in denen ich dies erleben darf. Denn wenn ich in einem Königin bin, dann darin, die Sauerkirschen zu verpassen, die unser Obstbauer verkauft. Wer einen eigenen Baum hat weiß, dass diese leckeren Früchtchen auf einmal reif sind, dann schnell geerntet werden müssen und vor allem dann, wenn man sie frisch vom Baum in den Händen hat, ruckizucki zu verarbeiten sind. Sonst bekommen sie braune Stellen und werden auch so schnell oll.
Warum ich Sauerkirschen oder eben diese Schattenmorellen so sehr mag, ist wie so vieles im Leben mit meiner Kindheit im Garten meiner Ömi verknüpft. Denn sie hatte einen Sauerkirschenbaum. Und ich kann mich an unzählige Jahre erinnern, in denen wir im kühlen Keller eimerweise frisch gepflückte Kirschberge stehen hatten, die dann erstmal entsteint und dann weiter verarbeitet werden mussten. Dann wurde Kirschsuppe gekocht (hach, ich will die, jetzt!) und eingeweckt, was das Zeug hielt. Das Entsteinen war immer eine Riesensauerei und ich bin mir sicher, dass bei ihr im Keller noch irgendwo dieses Entstein-Dings-Gerät sein muss. Professor Hu und ich hätten es gut für unsere eigene Aktion gebrauchen können.
Also ja, Schattenmorellen sind auch Steinobst. Die große lange Lotkirsche darf somit beim Event von Christina & Zorra mitmachen, oder? Vermutlich wird sie dabei etwas herausstechen, aber egal. Alles andere ist für mich hier echt nicht umsetzbar. Wo doch mein Herz so an ihr hängt.
Wie es so ist, kommen die Erinnerungen bei so einem Rezept beim Backen und Essen zusammen. Wobei die Schattenmorellen-Torte gar nicht gebacken werden muss. Was bei den Außentemperaturen im Sommer schon praktisch ist, wenn der Ofen aus bleiben kann. Denn neben der Zeit im Kirschbaum von Ömi (der Baum ist vor vielen Jahren eingegangen, ich glaube aber, sie ist nicht sehr traurig um die Arbeit, die ihr damit auch eingespart bleibt) gab es noch eine andere Sauerkirschzeit in meinem Leben. Und zwar die im Sommerurlaub an der Ostsee. Da fuhren wir alle immer hin. Ja, so ganz klassisch, die Großeltern, dann meine Familie und alle anderen sind da heute immer noch. Mit 50 Jahre-Gastmedaille und allem drum und dran. Echt jetzt. Professor Hu und ich versuchen seit einigen Jahren neue Rekorde an der Nordsee aufzustellen.
Aber zurück zur Ostsee. Da gibt es also in diesem Ostseebadeort mit Seebrücke und so eine Milchbar. Und da gab es einen Joghurtbecher. Nicht so wie heute mit Eis sondern genau so, wie er heisst: unten im Becher sahniger Joghurt, darauf eingelegte Schattenmorellen und zum Abschluss ein Sahnehäubchen mit Schokoraspeln. Und dieser Becher schmeckt exakt so wie dieser Kuchen. Ich wusste das gar nicht mehr, bis ich den Kuchen probiert habe. Mir kamen fast die Tränen. Ich muss da unbedingt wieder hin, ob es den noch gibt, den Joghurtbecher?
Solange habe ich ja jetzt diesen Steinobst-Kuchen. Probier selbst, wie er Dir schmeckt, ich kann ihn empfehlen! Und schau Dir auch die anderen Rezepte zum Blogevent an!
Am besten schaffst Du Dir noch schnell einen Kirschentkerner* an, bevor Du loslegst. Wenn Du Deine Schattenmorellen-Saison verpasst hast, nimm eingefrorene Kirschen, das geht natürlich auch. Sonst entkerne also alle Kirschen, wir haben das mit diesem kleinen gebogenen Herder Windmühlenmesser* gemacht, die sind da auch gut geeignet. Man hat dann zwar jede Kirsche einzeln in der Hand, aber was soll es.
Entkernte Kirschen beiseite stellen. Butter in einem Topf schmelzen. Kekse im Blitzhacker* (ich schwöre auf den 4-Messer-Zerkleinerer von Kenwood) zerkleinern. In die geschmolzene Butter geben und vermengen. Dann diesen "Teig" auf den Boden der mit Backpapier ausgelegten Form drücken und mindestens 60 Minuten kühl stellen.
Weiter geht es mit der "Kirsch-Schicht". Verrühre 3 EL Kirschsaft mit der Stärke in einem kleinen Schälchen. Weiche in einem anderen Schälchen in kaltem Wasser die Gelantineblätter vor. Gebe 3 EL Zucker und den Kirschsaft in einen hohen Topf auf den Herd und koche es auf, danach rühre die Stärkemischung unter und die Hälfte der Kirschen. Lasse es noch einmal kurz aufkochen und ziehe es vom Herd. Dann rührst Du die ausgedrückten Gelantineblätter unter, damit sie sich gut auflösen und gibst die restlichen Kirschen dazu. Alles gut vermengen und nun auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.
Danach sind die 60 Minuten mindestens um und Du kannst die (nicht wundern, noch recht flüssige) Kirschmasse auf dem nun kalten, festen Schokoboden verteilen. Dies stellst Du nun wieder in den Kühlschrank und lässt es dort in ca. 3 h gut fest werden.
Kurz vor dem Ende der Kühlzeit schlägst Du die Sahne mit dem Sahnesteif auf und verrührst darin dann vorsichtig die anderen Zutaten. Dann löst Du den Kuchen aus der Form und verteilst die Sahnemischung dekorativ auf der Kirschschicht. Gib einen kleinen Rand dazu und obendrauf in die Mitte Schokoraspel soviel Du magst. Danach wieder ab damit in die Kühlung, damit auch die Sahnemischung etwas fester als auf meinem Foto wird. Ich habe sie zu früh angeschnitten...
Nun kannst Du die Torte servieren und dabei vielleicht auch bei Dir Kindheitserinnerungen wecken? Lass es Dir schmecken! Sei glücklich!
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Blogevent Steinobst
1x umrühren bitte aka kochtopf
Springform La Forme Plus*
Christina (Samstag, 30 Juli 2016 14:38)
Ich bin gerade etwas verliebt in deine Idee, denn ich liebe dunkle Weichseln (so heißen die bei uns ;)).
Bei uns ist gerade wieder ein Tag mit 30 Grad und mehr, da kommt dein Rezept gerade recht <3
Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag zum Event.
Tantin & Professor Hu (Samstag, 30 Juli 2016 17:03)
Liebe Christina, das freut mich! Weichsel-Torte also! Schön, dass Dir der Beitrag gefällt, vielen Dank. LG Kathrin
Yvie (Montag, 08 August 2016 09:30)
❤️
Tantin & Professor Hu (Montag, 08 August 2016 12:20)
Aber so lecker, liebe Yvie!
Friederike (Donnerstag, 18 August 2016 20:46)
eine schöne Geschichte, sehr berührend! Den Joghurtbecher stelle ich mir sehr köstlich vor!
Und deine Schattenmorellen-Torte gefällt mir auch, nächstes Jahr dann, denn bei uns sind die Weichseln leider schon laaang vorbei...
lg
Tantin & Professor Hu (Donnerstag, 18 August 2016 20:52)
Vielen Dank, liebe Friederike, was da mit dem Essen manchmal so an Erinnerungen hochkommt, was wir alles im Leben mit Geschmack verknüpfen, ich zumindest, ist schon toll. Nächstes Jahr also unbedingt ausprobieren! LG Kathrin