Wer hat's erfunden? Ja, genau, die Schweizer. Und wenn auch Maja Nett von moey's kitchen, die derzeit den Blogevent zum Thema Müsli ausrichtet, aus dem schönen Köln kommt, so haben wir doch mit Zorra als Schweizerin, die wie jeden Monat die Plattform auf ihrem Blog 1x umrühren bitte dafür bereit stellt, die Verbindung geschaffen. Womit also auch die Einleitung zu diesem Artikel gelungen wäre.
Und weil mir derzeit einfach zu viel superfoods, smoothie bowls, overnight oats und andere Anglizismen durch die Gegend fliegen, die einen alle voll hipster machen, ich momentan eh keinen Bock auf Trends habe (das gibt sich bestimmt wieder oder ich folge schon längst einem ohne es zu ahnen) aber glücklich jeden Morgen auf der Arbeit meine über Nacht eingeweichten Haferflocken mit Apfelraspel mümmele, war schnell klar, mit welchem Rezept ich bei dem Event hier teilnehme.
Bircher Müesli also. Die sogenannte Apfeldiatspeise wurde um 1900 "vom Arzt und Ernährungsreformer Bircher-Benner" etabliert. Liest man in der Wikipedia. Herr Bircher-Benner hat dabei allerlei angenommen, was einem heute vielleicht etwas fremd erscheint (z.B. vieles über "biologisch wirksame Lichtquanten"), war aber am Ende wohl doch mit einer der Ersten im Bereich der Vollwerternährung. Und damals noch so ganz ohne die Begriffe overnight oats und was auch immer.
So saß er also wohl in seinem Sanatorium "Lebendige Kraft" und sinnierte über seine Gäste (Patienten), deren Ernährung und seine letzte Alpenwanderung. Wanderung? Ja, denn erfunden haben das Müsli zwar die Schweizer, aber nicht Herr Bircher. "Alphirten sollen es schon seit mehr als hundert Jahren zuvor zu sich genommen haben", damals bestehend aus "Äpfeln, Haferflocken, Nüssen, Zitronensaft und gezuckerter Kondensmilch."
Und noch etwas im Bildungsblog, was Zorra mit ihren schweizer Wurzeln bekannt sein dürfte: Müsli heisst zwar bei uns hier Müsli, bei den Schweizern aber Müesli. Mit einem "e" dazu. Denn das Müsli mit langem "ü" wird dort als Verniedlichungsform der Maus (Mäuslein) verwendet. Und die will man ja weder essen noch im Müsli haben. Aber genug der Bildung, nun geht es mit dem Rezept weiter.
Rezept für eine Portion Bircher Müesli
3 EL kernige Haferflocken
wer möchte, etwas Sanddorn-Saft für das Einweichen über Nacht
1/2 geriebenen Apfel & Saft einer Zitrone
3 EL Joghurt oder Milch nach Wunsch
Pecannusskerne, Mandeln oder Walnüsse nach Bedarf
getrocknete Heidelbeere oder derzeit tiefgefrorene (später dann wieder frische)
2-3 klein gehackte Kakaobohnen*
bei Bedarf während der Erkältungszeit etwas Buchweizenhonig
Du kannst die Haferflocken über Nacht in etwas Saft einweichen oder auch in Milch, Du kannst diesen Schritt aber auch direkt vor der Zubereitung durchführen oder ganz weglassen. Je nachdem, ist die Konsistenz Deines Bircher Müesli etwas kerniger. Ich habe für das Frühstück zum Mitnehmen im Moment die Variante mit Sanddorn-Saft in der Dauerbenutzung. Wir trinken eigentlich gar keine Fruchtsäfte, außer mal einen frisch gepressten Orangen- oder Apfelsaft zum Frühstück, weil wir auf unseren Zuckerkonsum achten.
Aber manchmal ist der Jieper da und mit Saft finde ich die Körner eingeweicht auch super erfrischend im Gegensatz zur Verwendung von Milch, egal ob Mandelmilch, Kuhmilch oder was auch immer. Dadurch, dass ich dann eh noch Joghurt verwende, reicht mir das als Milchprodukt aus. Zudem passt der herbe Sanddorngeschmack super. Und als Nordseeverliebte sind Sanddornprodukte bei uns sowieso immer zu finden.
Nachdem Du die Körner eingeweicht hast oder als erstes am Morgen, reibst Du einen Apfel auf einer Reibe in feine Stifte. Dazu muss ich unbedingt diese alte Küchenreibe in Orange mit den Metallstiften benutzen, weil wir damit früher immer Möhrensalat mit geriebenem Apfel hergestellt haben und nur damit der Apfel so wird, wie er soll. Auch im Bircher Müesli. Nicht zu matschig aber doch sehr fein. Die Reibe sieht so ähnlich aus wie dieser Obstschneider für feine Streifen*.
Ist der Apfel fertig gerieben, kommt er sofort in den Saft einer Zitrone und wird dort rundum benetzt. Willst Du Dein Arbeits-Frühstücks-Müsli Abends komplett vorbereiten, kannst Du alle Arbeitsschritte am Abend nacheinander durchführen und alle Zutaten dabei der Reihe nach in ein schönes Glas zum Mitnehmen füllen. Auf der Arbeit stülpst Du den Inhalt dann in eine Müslischale und isst es mit Genuss. Für ein Bircher Müesli zuhause fängst Du mit dem Einweichen der Körner Abends an oder bereitest einfach alles frisch hintereinander weg zu, wenn Du essen möchtest. Dadurch, dass der Apfel in Zitrone "eingelegt" wird, bleibt er auch wirklich sehr ansehnlich.
Wenn Du nun die Körner mit dem Apfel in einer Schale oder auf einem tieferen Teller angerichtet hast, kannst Du sie mit allem bestreuen und anreichern, was Dir wichtig ist. Meine Lieblingsvarianten sind derzeit gefrorene oder getrocknete Heidelbeeren, ein paar Mandeln oder Nüsse und ein paar klein gehackte Kakaobohnen*. Darüber gebe ich ein paar Löffel Joghurt, weil mir der säuerliche Geschmack besser gefällt und auch die Konsistenz eher liegt als die der flüssigen Milch.
Danach, wenn Du es süß magst, empfehle ich ein wenig Honig obenauf. Und zwar um diese Jahreszeit Buchweizenhonig. Dieser wurde ganz früher als Lebkuchengewürz verwendet. Wusstest Du das? Denn irgendwann gab es mal eine Zeit, da hatten wir hier in unseren Breiten noch keine orientalischen Gewürze, wie wir sie heute kennen. Aber Buchweizenhonig schmeckt genau so (echt!), hat genau die Farbe und ist somit der ursprüngliche, historische Lebkuchenbestandteil. Außerdem ist er aufgrund seiner Inhaltsstoffe besonders gesund in der Erkältungszeit, die ja fast herum ist, aber bei uns gerade wieder zuschlägt. Aber Achtung, er ist speziell (manche erinnert der Duft an einen nassen Hund) und nicht jeder mag ihn. Wir schon, probier jedoch selbst.
Aber auch ohne Honig schmeckt das klassische Bircher Müesli immer wieder sehr lecker, liefert viele Vitamine und Inhaltsstoffe und darf somit auch auf keinem Müsli-Blogevent fehlen. Vielen Dank an Maja und Zorra für das Ausrichten! Es war wieder schön, mit einem Artikel dabei zu sein. Lass es Dir schmecken. Sei glücklich!
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Maja (Donnerstag, 17 März 2016 13:44)
Liebe Kathrin,
ich danke dir für deinen Beitrag mit der ausführlichen Erklärung und den ganz großartigen Bildern!
Viele Grüße
Maja
Tantin & Professor Hu (Donnerstag, 17 März 2016 15:45)
Dankeschön, liebe Maja! Ich bin schon sehr auf die Zusammenfassung gespannt. Viele Grüße, Kathrin
Jenny (Sonntag, 18 Juni 2017 17:17)
Wenn ich die Bilder sehe muss ich dringend auch mal wieder ein Bircher-Müsli machen... :D